Aggressive Behandlung eines
Minderjährigen durch
palästinensische Sicherheitskräfte
entfesselt Proteste im
Westjordanland
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22.09.2015 -
Sal Emergui/Ramallah
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PA straft mehrere
Polizisten ab, die mit den in
einem Video aufgenommenen
Prügeln in Verbindung gebracht
werden
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Neue Umfrage zeigt große
Unzufriedenheit der
Palästinenser mit Abu Mazen
Das Video der
Gewalttat an einem palästinensischen
Minderjährigen durch
Sicherheitskräfte der
Palästinensischen Autonomiebehörde
in Bethlehem hat den Zorn auf der
Strasse und in den palästinensischen
sozialen Netzen provoziert. An
einigen Punkten im Westjordanland
führte der Protest zu internen
Zusammenstössen.
Der Vorfall ereignete
sich am vergangenen Freitag, als
Kräfte der PA auf dutzende
palästinensische Jugendliche
schossen, die einen Zusammenstoß mit
israelischen Soldaten am
Kontrollposten am Grab von Rachel
bei Bethlehem suchten. Die von der
Kamera aufgenommenen und von Middle
East Eye (MEE) verbreiteten Bilder
zeigen einen festgenommenen
Jugendlichen, der von mehreren
palästinensische Polizisten mit
Schlägen und Fußtritten behandelt
wird.
"Wir wollten
verhindern, dass sie Steine und
Molotovcocktails auf den
Kontrollposten werfen, damit die
Israelis nicht auf sie schiessen",
sagte einer der Polizisten, den
Vorfall bedauernd.
Nachdem die Eröffnung
einer Untersuchung angekündigt
worden war, übernahm der Sprecher
der Sicherheitskräfte Adnan Damiri
die Verantwortung: "Einige
Polizisten haben übermäßige Gewalt
angewendet und werden bestraft
werden." Neun Polizisten und Agenten
mussten ihre Posten aufgeben. Vier
von ihnen erhielten Haftstrafen
wegen des Angriffs auf den
Jugendlichen. Außerdem besuchten
Verantwortliche der
Sicherheit(skräfte) der PA das Haus
des Jugendlichen, um um Verzeihung
zu bitten.
Entscheidungen und
Maßnahmen konnten den Volkszorn
nicht dämpfen. "Das Volk verlangt
den Sturz der Regierung!" war
einer der Rufe bei der Kundgebung im
Flüchtlingslager Deheishe bei
Bethlehem. Eine Parole, die mit dem
Ausbruch des Arabischen Frühlings
weltweit bekannt wurde.
Der Protestmarsch
führte zur Zusammenstössen mit den
Sicherheitskräften der PA, die erst
Material zur Zerstreuung der Menge
und dann scharfe Munition einsetzte.
Die Bilanz: mehrere verletzte
Demonstranten und palästinensische
Agenten.
Für Abu Mazen
dramatische Umfrage -
Die Zeiten sind nicht
gut für den palästinensischen
Präsidenten Abu Mazen. Und nicht
nur, weil einer der Parolen auf der
Demonstration in Bethlehem war: "Yala
Abu Mazen, verschwinde, Agent von
Amerika!"
Bei dem alten
palästinensischen Führer machen sich
immer mehr Anzeichen von Müdigkeit
und Frustration bemerkbar angesichts
der schwierigen internen Situation
und vor allem des Konflikts mit
Israel ohne eine Lösung am Horizont
(harte Beschuldigungen beiderseits,
der Siedlungsbau in den 1967
besetzten Gebieten, Gewalt in
Jerusalem usw.)
Abu Mazen wird von
zwei Seiten beschuldigt. Einmal
beschuldigt ihn die israelische
Regierung "zur Gewalt aufzustacheln"
in Anspielung auf die Zusammenstöße
in Jerusalem und seine Worte gegen
die Juden, die die Esplanade der
Moscheen (für den Islam) oder den
Tempelberg (für das Judentum)
besuchen: "Al Aqsa gehört uns so wie
das Heilige Grab. Wir werden nicht
erlauben, dass sie es mit ihren
schmutzigen Füssen verunreinigen."
Dann machen ihm viele
Palästinenser – und nicht nur
Sympathisanten der Hamas – zum
Vorwurf, die Sicherheitskooperation
mit Israel beizubehalten.
Abu Mazen - der als
Führer der PLO demissioniert hat und
jetzt auch plant, sein Amt als
Präsident niederzulegen – erhält
jetzt einen weiteren Schlag. Nach
der letzten Umfrage durch den
palästinensischen Experten Dr.
Khalil Shikaki wünschen 65% der
Bewohner des Westjordanlandes und
von Gaza die Demssion von Abu Mazen.
Ungewohnt in seinen zehn Jahre
Präsidentschaft.
Die Meinung von 1270
befragten Palästinenser enthüllt,
was der Bewohner des
Westjordanlandes und von Gaza denkt.
51% sind gegen eine
Zwei-Staaten-Lösung
(Israel-Palästina). Die
internationale Gemeinschaft besteht
auf dieser Formel, die angesichts
der Paralyse des Friedensprozesses
(von der Realität, Ü.) immer weiter
entfernt ist. Würden heute
palästinensische Wahlen abgehalten,
würden zum ersten Mal seit 2006
Hamas und Fatah gleich stark sein
(35%). Die Umfrage spiegelt den
Verlust beider Parteien an
Popularität wider.
52% der Bewohner des
verelendeten Gazastreifen möchten
emigrieren und 61% möchten, dass die
PA von Abu Mazen die Grenzkontrollen
an Stelle des islamistischen Regimes
der Hamas übernimmt. [...]
Quelle:
www.elmundo.es/internacional/2015/09/22/56010a6e22601d6b278b4577.html
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Übersetzung (gekürzt): K. Nebauer |