Jüdischer Terrorstaat schon mitten
unter uns, warnt der
ex-Sicherheitschef
- Yuval Diskin sagt, ein
Durchgreifen war zu wenig und zu
spät, um den „Staat Judäa“ zu
stoppen - Juda Ari Gross, 7.8. 15 -
Ein früherer israelischer
Sicherheitschef warnte am Freitag,
dass eine gesellschaftliche Kluft
zur Schaffung eines kompromisslosen
jüdischen Siedlerstaats neben Israel
geführt hat. Er verfasste mit
scharfen Worten ein Schreiben, das
im Land nach einem Terroranschlag
durch jüdische Terroristen eine
Woche der Gewissensprüfung beendete.
Yuval Diskin, ein früherer Chef des
Shin Bet-Sicherheitsdienstes warnte
davor, dass tatsächlich ein
wachsender rechter Flügel und
religiöses Land im Entstehen ist,
das sich „Staat Judäa“ nennt, indem
es einen biblischen Ausdruck für die
südliche Westbank benützt. Er
beschreibt die Bemühungen, den
jüdischen Terror zu hemmen, seien zu
gering und zu spät.
Judäa ist eine „Nation des jüdischen
Gesetzes, des Terror, des Hasses
gegen den anderen, oder Rassismus‘.
Heute sind sogar die Rabbiner, die
diese wahnhaften Ideologien haben
entstehen lassen, in den Augen ihrer
Anhänger zu moderat und nachgiebig
geworden,“ schreibt Diskin.
Seine Kommentare am letzten
Freitagnachmittag auf Facebook
kamen, als israelische Offizielle
schwuren, gegen jüdische Extremisten
in der Westbank und woanders hart
vorzugehen, nachdem letzte Woche ein
Brandanschlag gegen palästinensische
Häuser im Dorf Duma verübt wurde,
bei dem ein 18 Monate altes Kind
getötet und die Eltern und sein
Bruder schwer verletzt wurden. (der
Vater ist inzwischen auch gestorben.
Am Tag zuvor stach ein religiöser
Extremist sechs Leute bei der
Love-Parade nieder, wobei ein
Teenager getötet wurde.
Diskin sagte, seine Behörde habe
niemals dem Kampf gegen jüdischen
Terror den Vorrang gegeben. „Es gab
nie irgendein Interesse oder den
Wunsch, dieses Problem, auf die
politische Ebene zu ziehen“,
schrieb er. Es hat immer ein
größeres Interesse gegeben, den
arabischen Terror und andere Arten
des Terrorismus zu untersuchen.
Diejenigen, die im Shin Bet dahin
wirkten, den jüdischen Terror zu
bekämpfen, trafen auf harte Kritik
der religiösen Gemeinde, fügte er
hinzu.
Diskin zählte mehrere Mitglieder der
jüdischen Dienstelle auf, die
beschuldigt wurden, jüdischen Terror
zu bekämpfen. Er nannte auch andere
hochrangige religiöse Offizielle des
Shin Bet, die von Aktivisten des
rechten Flügels und sogar einigen
etablierten Orthodoxen Rabbinern
belästigt worden sind.
Vorwürfe dieser Art sind seit Jahren
verbreitet und mit dem
Verteidigungs- Establishment selbst
diskutiert worden, doch aus
Sicherheitsgründen und Geheimhaltung
selten offen diskutiert worden.
Diskin, von dem gesagt wird, dass
er, seit er 2011 den Shin Bet
verlassen hat, eine politische
Karriere in Erwägung zieht, ist oft
ein scharfer Kritiker der Politik
des Ministerpräsidenten Netanjahu.
Seine Erklärung war bemerkenswert,
nicht nur, weil er vor einem
baldigen jüdisch religiösen Staat in
der Westbank warnte, wie es immer
vorgeschlagen wird, wenn Israel sich
einem Friedensabkommen mit den
Palästinensern nähert und eine
israelische Trennung von der
Westbank drohend auftaucht. Doch im
Grunde besteht er schon.
Die letzten Jahre haben eine
schwerwiegende Zunahme an jüdischem
Terrorismus und Racheakten („price
tag“) gesehen – Akte von Wandalismus
und Gewalt gegen Palästinenser und
andere Nicht-Juden. „ Im Staat Judäa
gibt es verschiedene Standards,
verschiedene Wertesysteme,
verschiedene Annäherungen an
Demokratie“, schrieb Diskin, und es
gibt zwei Rechtssysteme: eines das
(nach israelischem Gesetz Juden
richtet und eines, das Palästinenser
nach dem Kriegsrecht richtet.)
Im religiösen rechten Flügel Judäa
„ist die Rechtsvollstreckung gegen
Juden beunruhigend schwach“, fügt er
hinzu. Der kürzliche Anstoß mit den
sog. „Price tag“-Angriffen wurden im
Prinzip zu wenig und zu spät für
illegal erklärt, schrieb Diskin. Das
zentrale Problem in dieser Situation
war das religiös zionistische
Konzept der „Heiligkeit des Landes“
anstelle der „Heiligkeit des
Volkes“, sagte er.
Das bedeutet, dass Gläubige alles
tun werden, um das Land zu
verteidigen, auch auf Kosten der
Menschen. „Doch ist nichts
gefährlicher für die nationale
Sicherheit als dies,“ sagte er. (dt.
Ellen Rohlfs) |