Leserbriefe zum
Artikel "Aus der Defensive -
Wolfgang Gehrckes Schrift zum
Antisemitismusvorwurf gegen Linke" (junge Welt 03.08.15)
von Daniel Bratanovic
- Quelle
Doris Pumphrey
Leserbrief von Wolfgang Gehrcke
heute veröffentlicht: Unverdienter
Verriss (jW 10.08.15)
Zu jW vom 03.08.15, „Aus der
Defensive“
Dank, dass die jW
eine Rezension zu meinem Buch
»Rufmord« veröffentlicht hat. Ich
kenne den Autor leider nicht, aber
die Art, wie er mit dem Buch umgeht,
ist eigentlich empörend. Statt sich
mit meinen Texten wirklich
auseinanderzusetzen, werden mir
Zitate vorgehalten, die – so wird
behauptet – von Diether Dehm und Ken
Jebsen stammen sollen. (…) Der
einzige Punkt direkt aus meinem
Buch, über den dann der Autor sehr
abfällig schreibt, ist die
Wirkungsweise und der Zusammenhang
von Medien, Politik und Stiftungen –
eben über die Netzwerke. Gerade eine
Zeitung, die nicht zu Unrecht mit
der Losung wirbt »Sie lügen wie
gedruckt, wir drucken, wie sie
lügen« und die immer wieder den
Zusammenhang von Medien, Politik,
Stiftungen und Thinktanks aufdeckt,
müsste doch froh sein, wenn das auch
in meinem Buch eine Rolle spielt.
(...)
Leserbrief von Helmut Dunkhase nicht
veröffentlicht: zu jW vom
03.08.15 „ Aus der Defensive“
- Mit dem Artikel
„Aus der Defensive“ von Daniel
Bratanovic nimmt die jW ihre
unselige Reihe von Attacken gegen
die Teile der Friedensbewegung
wieder auf, die sich der
Zusammenarbeit mit Gruppen oder
Personen der so genannten neuen
Friedensbewegung nicht grundsätzlich
verweigern. Das Objekt ist diesmal
Wolfgang Gehrcke, der sich mit
seiner Schrift „Rufmord. Die
Antisemitismus-Kampagne gegen links“
gegen Antisemitismusvorwürfe in der
Linken zur Wehr setzt.
Bratanovic geht
die Attacke gegen Gehrcke in einem
solchen Eifer an, dass er darüber
vergisst, was eigentlich eine
Buchbesprechung sein soll, nämlich
darüber zu informieren, was drin
steht. Stattdessen kapriziert er
sich darauf, die Antisemitisvorwürfe
als nicht ganz grundlos
darzustellen. Sehen wir uns die
„empirischen Nachweise“ - die er bei
Gehrcke doch so vermisst – an. Er
muss lange gesucht haben, bis er
eine Äußerung von Diether Dehm aus
dem Jahr 2009 fand: „Antisemitismus
ist Massenmord und muss dem
Massenmord vorbehalten bleiben.“ Nun
kann man in einer Liedansage keine
wissenschaftliche Definition
erwarten. Aber was ist an einer
unzureichenden Definition des
Antisemitismus antisemitisch? Dehm
dient Bratanovic denn auch nur als
Brücke, die dahin führt, wo alle
Angriffe der jW in dieser Frage
münden - Ken Jebsen. „Das Volk ohne
Raum, das auserwählte Volk, agiert
mittels Mossad, der sich, welche
Ironie, auch mit SS schreibt, nach
den Methoden der Nazis.“ Diese
Aussage enthält drei überprüfbare
Tatsachen und eine Bewertung. In
Kurzfassung: „Volk ohne Raum“: siehe
Siedlungs- und Biopolitik gegenüber
der arabischen Bevölkerung. „Das
auserwählte Volk“: Israel versteht
sich als jüdischer Staat und Juden
verstehen sich selbst als
auserwähltes Volk. Tatsachen können
keine Ideologie begründen.
Schließlich: „Methoden der Nazis“:
eine Bewertung, die wie jede
Bewertung, strittig ist, aber die
sich auf die vorher genannten
Tatsachen bezieht. Kein
vorteilhaftes Urteil über Israel,
aber was hat das mit Antisemitismus
zu tun?
Wenn solch dünne
Bretter gebohrt werden, wundert es
nicht, wenn die jW in dieser Frage
erklärtermaßen keine Diskussion
zulässt. Dies ist gerade ein
Kennzeichen einer Kampagne – zumal
die Angegriffenen in der Regel auch
zu den eifrigen jW-Leserinnen
gehören. Sie steht im Einklang mit
den Angriffen der ganz Rechten in
der Linkspartei auf Leute wie
Gehrcke sowie den Verleumdungen aus
antideutscher Ecke, deren
Protagonisten längst die
entsprechenden Posten in den
„Leitmedien“ eingenommen haben. Dass
Bratanovic eine solche Kampagne
bestreitet, mag der Blindheit
desjenigen geschuldet sein, der
selbst ein Teil von ihr ist, macht
die Sache aber nicht entschuldbarer.
Leserbrief von Elias Davidsson nicht
veröffentlicht: Wieder versucht
die junge Welt, gegen Ken Jebsen zu
hetzen. (…) Zu Ken Jebsen zitiert
der Rezensent, als Beweis für eine
mutmaßlich antisemitische
Einstellung von Jebsen, folgenden
Satz: “Das Volk ohne Raum, das
auserwählte Volk, agiert mittels
Mossad, der sich, welche Ironie,
auch mit SS schreibt, nach den
Methoden der Nazis.”
Der Kommentar des
Rezensenten darauf: "Die Passage ist
Teil eines Beitrags aus dem Jahr
2012, der voll von diesen
übelriechenden Unrat ist, den nicht
als antisemitisch zu bezeichnen,
ausgesprochen schwerfallen dürfte.
Bis heute ist nicht bekannt, dass
Jebsen sich davon distanziert hätte.
Der Autor [Wolfgang Gehrke] aber
verteidigt ihn, den prominenten
Vertreter der Montagswachen, und
wähnt ihn wie die Bewegung ebenfalls
als Opfer der nämlichen Kampagne.”
Ken Jebsen ist
weder ein Antisemit noch ist seine
politische Einstellung
“übelriechend”. Seine scharfe Kritik
an Israel wird auch von israelischen
Juden geteilt. Der verstorbene Prof.
Yeshayahu Leibowitz, Träger des
Israelpreises, sprach seinerzeit von
"Judeonazis", um damit das Verhalten
der Israelis zu beschreiben. Für die
Bekämpfung des Flüchtlingslagers bei
Dschenin studierten die Generäle der
israelischen Streitkräfte u.a., wie
die Nazis den Aufstand des
Warschauer-Ghettos niedergeschlagen
haben. (Quelle: Ha’aretz, 25. Januar
2002). Waren die Äußerungen von
Prof. Leibowitz und der israelischen
Generäle auch “übelriechend"? Oder
sind die Juden, die Ken Jebsen
interviewt, etwa Evelyn
Hecht-Galinski, Moshe Zuckermann und
meine Wenigkeit, Antisemiten? Dürfen
nur vom Rabbinat zertifizierte Juden
die faschistischen Methoden Israels
beim Namen nennen?
Ken Jebsen ist
einer der besten und mutigsten
Journalisten Deutschlands. Statt ihn
zu diffamieren, sollte die jw
Auszüge aus seinen wunderbaren
Interviews abdrucken oder ihm
zumindest eine regelmäßige Kolumne
in der Zeitung anbieten.
Aus der Defensive
- Wolfgang Gehrckes Schrift zum
Antisemitismusvorwurf gegen Linke -
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