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Terroranschlag -
Charlie Hebdo - Paris

7. Januar 2014
 

16. 1. 2015

Satire in der islamischen Welt  - Spott ist groß - Nicht nur im Westen gibt es Satire auf Islamismus und religiöse Gewalt. Humor war in der arabischen Welt schon immer die Waffe der Machtlosen. Heute ist das Lachen die höchste Form des Widerstandes gegen die Dschihadisten. Die Zeichner, Sänger und Autoren gehen damit ein hohes Risiko ein. - Dieser Text erschien im September 2014 in der Süddeutschen Zeitung. Wegen seiner aktuellen Relevanz ist er nun hier in leichter Bearbeitung noch einmal zu lesen. - Sonja Zekri -

Karikaturen, Spott, auch Häme über Islamismus, Fanatismus und religiöse Gewalt sind kein Monopol des Westens. In der arabischen Welt kursieren gerade jetzt wunderbare, zum Brüllen komische Satiren auf die Dschihadisten. Und die Zeichner, Sänger, Regisseure und Autoren gehen mindestens ein so hohes Risiko ein wie ihre Kollegen von Charlie Hebdo. (...)


Der Westen pocht auf Bekenntnisse
- Während die zivilisierte westliche Welt auf Lichterketten der Muslime gegen den Islamischen Staat oder zumindest auf wirklich mal eindrückliche Bekenntnisse zur Gewaltfreiheit pocht, antworten die Glaubensgenossen der Dschihadis auf ihre Art: Sie fackeln ein Feuerwerk an Spott ab, dass das Internet glüht, auch im Irak, der eigentlich gerade wenig zu lachen hat. Der Sender Irakiya zeigt beispielsweise ein Rennen à la IS: Auf der Zielgerade zieht der Läufer mit Shorts und Bart eine Pistole und erschießt einfach alle anderen Sportler.

Sagt Abu B: "Abu A, warum kämpfen wir eigentlich?" Antwortet Abu A: "Um den Tyrannen zu besiegen und den Kalifen an seine Stelle zu setzen." - "Und was macht der Kalif?" - "Er herrscht ganz allein und bestraft alle, die ihm nicht gehorchen." - Schweigen. Noch mehr Schweigen. Sehr großes Schweigen. Dann Abu B: "Das ist ein richtig toller Plan." >>>

 

Die Wahrheit ist nur eine Fußnote der Geschichte - Sascha Pommrenke - Warum der Streit um ein inszeniertes Bild am Kern der Kritik vorbeigeht - Der Diskurs, der nun anhand des "historischen" Bildes und der Kritik daran geführt wird, ist eine Scheindebatte. Regierungschefs taten so, als wären sie an der Spitze der Demonstration in Paris mitmarschiert, während sie - aus Sicherheitsgründen - nur einen isolierten Auftritt wagten, um zu insunieren, sie seien mit dem Volk gegen die Islamisten vereint. Medien verbreiten die inszenierten Bilder, ohne explizit zu erwähnen, wie sie zustande kamen. Es geht nicht darum, ob, wo und wie inszeniert wurde. Es geht auch nicht darum, ob es aus der Perspektive von Sicherheitsbeamten sinnvoll ist, die politische Elite zu separieren oder nicht. Es geht um die transportierten Inhalte und um das Selbstverständnis von Journalisten.

Die Bundesregierung meldete: "Gemeinsam mit Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt haben die Bundeskanzlerin und weitere Kabinettsmitglieder an der Solidaritätskundgebung für die Opfer in Paris teilgenommen. 'Wir stehen eng an der Seite unserer französischen Freunde', so Merkel." Das wollten Merkel und Co. mitteilen, die Medien haben dies weitergereicht. >>>

 

Lügenpresse: ARD droht TAZ - Der Chefredakteur von ARD-aktuell mit Anschuldigungen und verdeckten Drohungen gegen die TAZ-Chefredakteurin Ines Pohl. Diese hatte die manipulative Berichterstattung in Sachen Charlie-Demo kritisiert und den Begriff "Lügenpresse" benutzt. - Nun rudert sie zurück, offensichtlich aus Angst, nicht mehr in Talk-Shows eingeladen zu werden. Gestern haben wir hier dokumentiert, wie ARD und ZDF den Bürgern am Sonntag in allen Hauptnachrichten- und Sondersendungen eine faustdicke Propagandamär über die Massendemo in Paris vorgegaukelt haben. >>>

 

Foto-Antwort auf israelische Bildmontage - Der Marsch der Millionen Merkels - Paris. Nachdem eine ultraorthodoxe Zeitung in Israel Angela Merkel und andere Frauen aus einem Foto des Trauermarsches der Staatschefs in Paris herausretuschiert hatte, kommt die Kanzlerin jetzt in einer weiteren Fotomontage millionenfach zurück. Das Bild "The Million Merkel March" verbreitet sich rasant im Netz. >>>

World 'silent' when millions of Muslims killed - The world has been silent about the killing of millions of people in the Muslim world, Mehmet Gormez, Turkey's head of religious affairs, said Tuesday. "On one hand, (around) 12 million people have been massacred in the Islamic world in the last 10 years, and on the other hand, 12 people were brutally killed in Paris last week," Gormez said.

We saw people who did not speak up about the killing of millions show up at a rally against the murder of only 12 people, he added. "The death of a human is the death of humanity," Gormez said. "There is no difference in brutal killings, whether in Damascus, Baghdad or Paris." If the world does not react to all killings and massacres in the same manner regardless of religion or location, then all humanity will be doomed, Gormez added.  Gormez also said that the Paris terror attacks on Wednesday and Friday cannot be accepted by any Muslim or any sensible person. >>>

 

Zusammenbringen müssen, was nicht zusammen geht  - Nicht nur nach dem Anschlag auf "Charlie Hebdo", sondern nach jedem Anschlag von Dschihadisten, wird von Muslimen in Europa verlangt, dass sie sich vom Terror distanzieren. Aber wie sehr sie sich auch zum Rechtsstaat bekennen - sie gelten stets als illoyal. Warum der Dialog im Moment so vergiftet ist wie nie. -  Sonja Zekri - Es ist, nach all dem Hass und dem Schmerz, dem Tod, dem Spott, den Abgründen eine große, eine herzzerreißend versöhnende Geste: Das Titelbild der neuen Ausgabe von Charlie Hebdo, veröffentlicht von den Überlebenden des Massakers durch islamistische Terroristen an ihren Kollegen, zeigt - vor islamisch grünem Hintergrund - den Propheten mit dem Slogan: "Ich bin Charlie", darüber die Worte: "Alles ist verziehen." Und Mohammed weint.

Es schmälert nicht das Leid der Redaktion in Paris, wenn man festhält, dass dies für die Karikaturisten eine eher ungewöhnliche Haltung ist und dass sich die Zeichnung auch ganz anders und viel sarkastischer lesen lässt. Dann nimmt der Kopf Mohammeds mit Turban und Nase eine andere, weniger unverfängliche Form an.

Bislang war der radikale Spott ihr bevorzugtes Stilmittel, ihr Instrument der Aufklärung, nicht nur, aber auch über den Islam, ja, den Propheten selbst. Für viele Muslime, außer den sehr, sehr säkularen, ist dies unerträglich. In einem ruhigeren Moment, wenn das Entsetzen über die Tat nicht mehr alles dominiert und die Angst vor einer Einschränkung der Meinungsfreiheit sich gelegt hat, könnte man darüber nachdenken, ob das wirklich so funktioniert: Ob Provokationen der Religion tatsächlich eine Art Gewöhnung hervorbringen, eine sinkende Reizschwelle - oder genau das Gegenteil. Es ist ja sehr die Frage, ob sich der eigene Toleranzbegriff durch die Leidensfähigkeit des anderen demonstrieren lässt oder gerade nicht. Auch strenggläubige Katholiken oder orthodoxe Juden begreifen wie alle Fundamentalisten Hohn und Spott ja nicht als Einladung zum Dialog. >>>

 

Report: Netanyahu guard shoved French PM - French newspaper claims member of security detail 'blocked' Manuel Valls; Shin Bet denies report. - Lior Zilberstein - French Prime Minister Manuel Valls had an uncomfortable encounter with one of Prime Minister Benjamin Netanyahu’s security guards on Sunday at the Great Synagogue of Paris, according to French newspaper Le Canard Enchainé. The incident, which they dubbed “Valls and the Gorilla”, occurred during Sunday’s memorial service in the Great Synagogue of Paris for the victims of last week’s terror attacks in the city. According to the report, a member of Netanyahu’s security detail shoved France’s prime minister, grabbed his arm, and blocked his way.

"It appeared that he wanted to prevent Valls from getting close to Benjamin Netanyahyu, who had just sat down," the paper said. Valls reportedly did not stay silent and angrily told the Israeli guard: “Here you are not responsible for the law. You are responsible for the Israeli prime minister’s security – and that’s all.” >>>

 

Charlie Hebdo and the War for Civilisation - Media Lens - In 2003, a top security expert told filmmaker Michael Moore, ‘there is no one in America other than President Bush who is in more danger than you’. (Michael Moore, Here Comes Trouble: Stories From My Life,’ Allen Lane, 2011, p.4)

Moore was attacked with a knife, a blunt object and stalked by a man with a gun. Scalding coffee was thrown at his face, punches were thrown in broad daylight. The verbal abuse was ceaseless, including numerous death threats. In his book, Here Comes Trouble, Moore writes: ‘I could no longer go out in public without an incident happening.’ (p.20) A security company, which compiled a list of more than 440 credible threats against Moore, told him: ‘We need to tell you that the police have in custody a man who was planning to blow up your house. You’re in no danger now.’ (p.23)

But why was Moore a target? Had he published cartoons of the Prophet Muhammad? The problem had begun in the first week of the 2003 Iraq war when Moore’s film Bowling For Columbine won the Oscar for best documentary. At the March 23 Academy Awards ceremony, Moore told a global audience >>>

 

 

Kolumne: Das Islam-Missverständnis - von Jakob Augstein - Der Anschlag von Paris war kein "Angriff auf den Westen". Wir erzeugen uns den "Islam", vor dem wir uns fürchten, selbst. Wenn der Westen in der Religion die Ursachen des Terrors sucht, wird er ihn nie besiegen können. Nach den Anschlägen von Paris streitet der Westen wieder einmal über sein Verhältnis zur islamischen Welt. Drei folgenreiche Missverständnisse prägen die Debatte:

◾Der Anschlag von Paris war kein "Angriff auf den Westen".
◾Wenn der Westen die Ursachen des Terrors in der Religion sucht und nicht in der Politik, wird er den Terror nie besiegen können.
◾Und schließlich: Es gibt diesen Gegner nicht, den wir zu sehen glauben - wir erzeugen uns den "Islam", vor dem wir uns fürchten, selbst. >>>

"In den Tod getrieben": „Charlie Hebdo"-Mitgründer macht Chefredakteur schwere Vorwürfe - Katja Schwarz - Nach dem Terroranschlag auf das Satire-Magazin "Charlie Hebdo" erhebt ein Gründungsmitglied schwere Vorwürfe gegen den getöteten Chefredakteur Stéphane Charbonnier. „Er hat das Team in den Tod getrieben“, sagte Henri Roussel dem „Telegraph“. Er frage sich, was den Charbonnier, besser bekannt als „Charb“, dazu gebracht habe, das Team zur rastlosen Überspitzung zu drängen. >>>

 

Charlie I am Not - Paul Street - Where were those millions at any point during the U.S. occupation of Iraq, which killed more than 1 million Iraqis and maimed and displaced millions more? How about when reports were first released of the savage torture of thousands of mostly Muslim detainees conducted by the CIA and U.S. military intelligence? Where were they when Israel undertook horrific, openly mass murderous assaults on Palestinian civilians in the open-air apartheid prison that is the Gaza Strip in late 2008 and again last summer? The high tech military power and U.S. client Israel — a nation that developed nuclear weapons with the assistance of France during the 1950s — killed 490 Palestinian children last July and August. According to one report:

“[Israeli] Missiles have struck several sites in Gaza, including a park inside a refugee camp and an outpatient building of the strip's largest hospital, disrupting a relative lull at the start of the Muslim Eid al-Fitr holiday. Eight people, including seven children, died following missile fire on a park inside the Shati refugee camp on the edge of Gaza City, medics said. The children were playing on a swing when the strike hit the park, Ayman Sahabani, the head of the emergency room at Shifa hospital, told reporters. Munzer al-Derby, 35, who witnessed the strike, told Al Jazeera: ‘The kids were playing on the wheel... A rocket fell and cut them apart…I know some of them. They were from Al-Helou family who left their homes in Shujayea (east Gaza city, where massive [Israeli] artillery fire destroyed neighborhoods). They came here and rented an apartment last week.’” [2] >>>

Yes, the new Charlie Hebdo cover is offensive - Those who want to claim we are in the midst of a clash of civilisations have an easy time perpetuating their narrative. Just look at the very different responses to the new Charlie Hebdo cover. The cartoon shows the Prophet Mohammed weeping as he holds up a “Je suis Charlie” placard – with the words “All is forgiven” above the image.

Here’s what the cartoonist Renald Luzier says about the moment he conceived it: I cried. And it was the front page. We had found the front page. We had at last found this damned front page. And it was our front page, not the one the world wanted us to do, but the one that we wanted to do. It wasn’t the front page that the terrorists wanted us to do, because there isn’t a terrorist in there. There’s just a man crying, a character crying. It’s Muhammad. I’m sorry, we drew him again, but the Muhammad we drew is a man crying, above all.

Most Western media have celebrated the cartoon in similar terms. A Guardian review of the new 1 million print-run edition called it “poignant”, “typically cheeky”, “ribald”, “classic” Charlie Hebdo. Reporting suggested that those western publications that didn’t publish the cover mostly refused to do so out of fear of threats to their staff. The response in parts of the Muslim world was, of course, much less enthusiastic. >>>

 

15. 1. 2015

#########Mathias Döpfner und die „Lage Israels“ - Veröffentlicht am 14. Januar 2015 von Abi Melzer - Der 7. Januar 2015 hat auch in der Redaktion des Broder-Blogs, “Achse des Guten”, wie eine Bombe eingeschlagen. Man war betroffen, man war vor allem schockiert, weil man nicht wusste, wie man darauf reagieren sollte. Nur vier Tage später, nach der furchtbaren Tat von Paris, veröffentlicht der verlogene Rattenfänger auf seinem Blog den Beitrag: „Je ne suis pas Charlie – und gerade deshalb für die absolute Pressefreiheit!“ von Matthias Heitmann. Ich schrieb daraufhin an die “Achse”: „Hallo Kollegen, ich freue mich, dass ihr euch endlich für die „absolute Pressefreiheit“ bekennt. Ich hoffe es gilt auch für Kritik an der Politik des Staates Israel. Mit kollegialen Grüßen, Abraham Melzer“.

Matthias Heitmann schreibt auf diesem neokonservativen bis reaktionären Blog: „Wer für sich das Recht in Anspruch nimmt, die eigene Meinung zu äußern, ist noch lange kein Kämpfer für die Meinungsfreiheit. Erst, wenn man das Recht von Standpunkten verteidigt, mit denen man sich nicht identifiziert, tut man etwas für die Meinungs- und Pressefreiheit.“ Man könnte glauben, dass für das Blog „Achse des Guten“ eine neue Zeit angebrochen sei. Man traut seinen Augen nicht, wenn man Zeilen wie folgende liest: „Es geht bei diesem Freiheitsrecht also nie um eine konkrete Sichtweise, die für sich genommen unbedingt zu verteidigen wäre, sondern einzig und allein um das vollständige und unbeschnittene Recht des Individuums, selbst zu entscheiden, was es sehen, hören oder lesen und was es denken und sagen will.“ Man kann nur hoffen, dass die „Achse“ diese Worte für die Zukunft beherzigen wird, aber man kann es kaum glauben. Diese Absicht dauerte auch nicht lange. >>>

Blasphemie und die Grenzen der Meinungsfreiheit - Jetzt in 5-millionenfacher Auflage in Frankreich am Kiosk: die erste Ausgabe von "Charlie Hebdo" nach dem Anschlag. Fast alle stehen zum Satire-Magazin, oder zumindest zu dessen Freiheit, zu veröffentlichen, was es will. Und doch flammt eine Debatte wieder auf: Was darf Satire? Im säkularen Frankreich gibt es keinen Basphemie-Paragrafen. In Deutschland ist Gotteslästerung seit 1969 nicht mehr strafbar. Unter Strafe stehen aber Äußerungen in religiösem Kontext, die geeignet sind, den öffentlichen Frieden zu stören - ein kleiner, aber feiner Unterschied. Denn es geht hier nicht mehr um das religiöse Empfinden des einzelnen Bürgers, sondern um öffentlichen Frieden im Sinne gegenseitiger Toleranz. Trotzdem: Bis zu drei Jahre Haft stehen nach Paragraf 166 . >>>


Gefährliches Spiel mit der Glaubwürdigkeit - Die etablierten Medien stecken in der Glaubwürdigkeitskrise. Da kommt Kritik an Berichten zum Pariser Trauermarsch zur Unzeit. Dass ARD-aktuell-Chef Gniffke davon nichts hören will, ist bedenklich. Ein Kommentar von Dieter Hoß >>>

Nach "Charlie Hebdo": Die Medien und die große Ratlosigkeit - Kolumne von Sascha Lobo - Medien sind zur Nichtratlosigkeit verdammt, sie müssen alles sofort erklären. Ein Problem, das längst auch die Politik betrifft. Doch wer immer eine Erklärung in der Tasche braucht, der muss auch mal versagen.

Nach "Charlie Hebdo": Bestürzung, Trauer, Mitschmerz. Und Einordnung. Doch wenn ich ehrlich bin, bleibt es beim Versuch. Stattdessen: ein Gefühl der Verstörung. Es hängt direkt mit der medialen Abbildung zusammen. Mehr als irgendwo sonst gilt diesmal: Was wir über "Charlie Hebdo" wissen, wissen wir aus den Medien - redaktionellen und sozialen. Die enorme Solidarität war eindrucksvoll und wichtig und half sehr. Wenn aber über der Berichterstattung ein Motto stünde, wäre es: einer zutreffenden Deutung der Ereignisse auf der Spur oder gar der "Wahrheit". Es muss eine geben, weil es sonst immer eine gibt.

Das Naziwort "Lügenpresse" wurde zum Unwort des Jahres gewählt. Gut so. Doch so gering die Selbstreflexion mancher Medien scheint, so groß scheint gleichzeitig ihre Selbstreferenzialität zu sein. >>>

Nous sommes Charlie: Politiker vergießen Krokodilstränen, beschwören die Pressefreiheit und schränken sie ein - Klaus Boldt - Die Journalistenorganisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG) ist besorgt über Einschränkungen der Pressefreiheit auch in traditionellen Demokratien. Regierungen wie die der USA und Großbritanniens rückten "investigative Journalisten und ihre Hinweisgeber mittlerweile in die Nähe des Terrorismus", kritisierte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske bei der Vorstellung der "Rangliste der Pressefreiheit" 2014 in Berlin. Das war am 12. Februar vergangenen Jahres - und ist nach den Terroranschlägen auf "Charlie Hebdo" in Paris offenbar schon wieder in Vergessenheit geraten.

Die USA ließen nach dem Bekanntwerden der ersten Enthüllungen von US-Whistleblower Edward Snowden Telefonanschlüsse der Nachrichtenagentur Associated Press ausspähen. Die britische Zeitung "The Guardian" wurde gezwungen, Festplatten mit Informationen von Snowden zu zerstören. Die US-Geheimdienste versuchten, beim deutschen Bundesverfassungsschutz Auskunft über einen deutschen Reporter zu erhalten. Der niedersächsische Verfassungsschutz überwachte Journalisten mehrere Jahre lang. Der Bundesnachrichtendienst gibt massenhaft Daten an den militärischen Geheimdienst der USA (NSA) weiter, auch und gerade über Journalisten. Deutsche Bundesregierungen und Parlamente höhlten die Pressefreiheit aus, indem sie die Auskunftspflicht von Bundesbehörden abschafften und das "Informationsfreiheitsgesetz" verwässerten. >>>

Kommentar Marsch der Mächtigen - Kein Bad in der Menge - Ines Pohl - Es ist naiv zu glauben, dass Spitzenpolitiker wie normale Bürger bei einer Demo mitlaufen. Eine Inszenierung bleiben die Bilder von Paris dennoch.

Besser kann man den Pegida-Leuten kaum in die Hände spielen und belegen, dass die Bezeichnung „Lügenpresse“ mehr ist als ein böser Kampfbegriff. Es ist überwiegend den sozialen Netzwerken zu verdanken, dass eine breite Öffentlichkeit nun weiß, wie der Marsch der Mächtigen in Paris tatsächlich aussah. >>>


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Charlie-Hebdo"-Trauermarsch mit Regierungschefs - François Hollande, Angela Merkel, David Cameron und viele andere Staatschefs setzen sich an die Spitze des Solidaritätsmarsches für die Terrorismus-Opfer. Dies vermittelten am Sonntag die Bilder aus Paris. Die Wahrheit sah etwas anders aus. - Es waren historische Bilder, die da aus Paris kamen. François Hollande schritt voran, Angela Merkel untergehakt, rechts umfasste er den malischen Präsidenten Keïta. Neben ihnen Staatschefs aus Großbritannien, Spanien und 40 anderen Ländern. „Hinter ihnen folgen mehr als anderthalb Millionen Menschen“, hieß es etwa in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ zum Solidaritätsmarsch für die Terroropfer, der Paris am Sonntag zur „Hauptstadt der Welt“ machte. Auch die MZ hatte berichtet, dass Angela Merkel an der Spitze des Zuges gegangen sei. >>>

Pusch den Bibi  - Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht für sein Verhalten beim großen Gedenkmarsch in Paris bei seinen Landsleuten in der Kritik. - Vor laufenden Kameras hatte er sich neben den Präsidenten von Mali in die erste Reihe gedrängelt. - Manche Israelis beobachteten am Sonntag amüsiert, andere peinlich berührt, wie Netanjahu sich forsch seinen Weg in die erste Reihe des Trauermarsches bahnte. War er zu Beginn noch in der zweiten Reihe postiert, nutzte er den ersten Fotostopp der Kolonne, um den vor ihm laufenden Präsidenten von Mali zum Händeschütteln aufzufordern. Dabei zwängte er sich mit einer geschickten Körperdrehung neben ihn und damit in die erste Reihe - wo er nur mit wenig Abstand zum Palästinenserpräsidenten Abbas zweifellos für ein Bild mit Symbolkraft sorgte. >>>

 

Premierminister ohne Scham - Netanyahu in Paris - Felicia Langer - Es war eine kolossale Demonstration gegen die Terrorakte auf die Mitarbeiter der Zeitung Charlie Hebdo und die Kunden eines koscheren Supermarkts. 1,5 Millionen Menschen haben ihre Solidarität mit den Opfern und für Pressefreiheit und Toleranz demonstriert. In der ersten Reihe waren Regierungschefs und Minister aus Frankreich, Deutschland, Italien, Palästina, Ägypten und auch Israel, das eine kolonisatorische völkerrechtswidrige Besatzung des palästinensischen Volkes seit fast 50 Jahren betreibt. >>>

Netanjahu lud sich selbst ein, Frankreich fragte Abbas an - Israelische Medien berichten, dass der israelische Ministerpräsident Netanjahu gegen den Willen der französischen Regierung an den Trauermärschen in Paris teilgenommen habe. Als Reaktion habe man den Angaben zufolge kurzfristig noch Palästinenserpräsident Abbas eingeladen. >>>

Die nächste Runde in Mittelost  Berlin nutzt das Massaker in Paris zu einer umfassenden Kampagne für die weitere Aufrüstung im geostrategischen Kampf um die Sicherung der Einflusssphären in Nah- und Mittelost. Man müsse im Kampf gegen den "Islamischen Staat" (IS) zusammenstehen, erklärt Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Blick auf die Pariser Demonstration am vergangenen Wochenende. Weil der IS eine Bedrohung sei, müsse man ihn bekämpfen und nun die Lieferung weiterer Waffen an die Peschmerga im Nordirak in Betracht ziehen, heißt es in Berlin. Noch im Januar wird der Bundestag einen Irak-Einsatz der Bundeswehr beschließen. Während Berlin ausdrücklich erklärt, es werde sich nur um einen Einsatz zur Ausbildung irakischer Streitkräfte handeln, bereiten die USA Medienberichten zufolge "eine gewaltige Frühjahrsoffensive" vor, um irakischen Truppen bei der Rückeroberung IS-kontrollierter Gebiete zu helfen. Der neue Irak-Einsatz der Bundeswehr folgt auf das Scheitern der bisherigen Bemühungen, in Afghanistan, im Irak oder in Syrien zuverlässig prowestliche Regime zu installieren. Dem IS, gegen den der Krieg sich richtet, hat der Westen selbst den Weg an die Macht ermöglicht. >>>

Gastkommentar zu «Charlie Hebdo» - Mit Zauberlehrlingen in einem Boot - Thomas Maissen - Es ist klar, auf welcher Seite wir kämpfen, wenn es um den Zeichenstift und das Gewehr geht. Aber es gibt bessere Schlachtfelder als das Recht auf religiösen Spott.

500 Meter von meinem Büro entfernt, haben Islamisten zwölf Menschen ermordet, weil einige von diesen den Islam (wie andere Religionen auch) von ihrer Satire nicht ausgenommen hatten. Nicht viel weiter weg liegt die Place de la République, auf der wir mit einer Million Menschen für die Pressefreiheit demonstriert haben. Besonders sensibel hat die hauptbetroffene Berufsgruppe reagiert: die Journalisten. Viele Zeitungen haben Karikaturen aus «Charlie Hebdo» nachgedruckt. Auch dänische Periodika haben das getan.

Rücksichtnahme auf Empfindlichkeiten
- «Jyllands-Posten» aus Aarhus hat bei dieser Solidaritätsaktion nicht mitgemacht. Ist das Feigheit, nachdem «Charlie Hebdo» seinerseits 2005 die berüchtigten Mohammed-Karikaturen abgedruckt hat, die «Jyllands-Posten» damals veröffentlichte? Oder war es weise Zurückhaltung, um das Leben der Mitarbeiter nicht zu gefährden, wie der Chefredaktor der dänischen Zeitung erklärte?

Nicht nur wurden diese seit 2005 mit dem Tod bedroht; es gab auch schon Attentatsversuche, die zum Glück gescheitert sind. «Jyllands-Posten» hat 2005 Geister gerufen, welche die Zeitung seither nicht mehr loswurde. Schon vor dem Pariser Attentat hat der Karikaturenstreit Dutzenden von Menschen das Leben gekostet – nicht in Dänemark, sondern zumeist in mehrheitlich muslimischen Ländern, wo der Mob Angehörige der christlichen Minderheit für die Karikaturen verantwortlich machte, die er als Schmähung des Propheten empfand. Das war die Tat fanatisierter Mörder, und sie können ihre Verantwortung dafür auf niemanden abschieben.

Gleichwohl: Ohne die dänischen Karikaturen würden diese Unschuldigen noch leben. Waren sie die unvermeidlichen Opfer, die man in einem Krieg gegen den Terror und für die Pressefreiheit in Kauf nehmen muss? Die Pressefreiheit ist weder in Dänemark noch in Frankreich grundsätzlich gefährdet >>>

Die Manifestation von Paris wird, so eindrucksvoll sie auch war, die Möglichkeit zur Sozial- und Medienkritik um Jahre zurückwerfen - Albrecht Müller - Die gestrige Manifestation von Paris wird, so eindrucksvoll sie auch war, die Möglichkeit zur Sozial- und Medienkritik um Jahre zurückwerfen.

Es ist großartig, dass sich so viele Menschen gegen die Ermordung von 17 Menschen wenden und für Pluralität, für Pressefreiheit und Verständigung zwischen den Religionen eintreten. Ich habe das Geschehen und die mediale Behandlung gestern und heute nicht mit Genugtuung und Bewunderung verfolgt, sondern mit Sorgen. Die Überschrift eines ersten Textentwurfs von gestern lautete: „Vom schamlosen Missbrauch der Morde von Paris durch Politik und Medien.“ >>>

Charlie Hebdo: When is "terrorism" not "terrorism"? . - Asa Winstanley - In the immediate wake of last week's hideous attacks on the offices of the French magazine Charlie Hebdo, a former deputy director of the CIA told The New York Times it was "the worst terrorist attack in Europe since the attacks in London in July of 2005".

This quote was soon sneakily edited out of the online copy of the article without so much as an editor's note. The original is preserved in a screen shot on Twitter and syndicated copies of the article.

Why it was edited out (as soon the hypocrisy was pointed out) is clear: Michael J. Morell clearly failed to mention the 2011 attack by Anders Breivik in Norway. This attack killed 77, far more than those murdered in Paris last week. This was no simple faux pas on Morell's part; it was a very revealing choice of words. >>>

14. 1. 2015

Premierminister ohne Scham
Netanyahu in Paris
Felicia Langer

Es war eine kolossale Demonstration gegen die Terrorakte auf die Mitarbeiter der Zeitung Charlie Hebdo und die Kunden eines koscheren Supermarkts. 1,5 Millionen Menschen haben ihre Solidarität mit den Opfern und für Pressefreiheit und Toleranz demonstriert. In der ersten Reihe waren Regierungschefs und Minister aus Frankreich, Deutschland, Italien, Palästina, Ägypten und auch Israel, das eine kolonisatorische völkerrechtswidrige Besatzung des palästinensischen Volkes seit fast 50 Jahren betreibt.

Benjamin Netanyahu war in der ersten Reihe, wo er sich hingedrängelt hatte. Netanyahu, dessen Soldaten erbarmungslos Journalisten getötet haben, insbesondere während der Gaza-Kriege. Netanyahu, der den letzen blutige Krieg gegen Gaza im Jahre 2014 auf seinem Gewissen hat, mit 2.310 Toten, unter ihnen 500 Kinder. 10.626 wurden verletzt, die Infrastruktur in Gaza wurde zerstört.

In Gaza wurde jetzt der Notstand ausgerufen, wegen der Kälte. Tausende sind noch obdachlos, viele Häuser sind noch Ruinen. Die palästinensische Gemeinschaft in Deutschland hat sich an die deutschen Politiker gewandt: „Die Menschen von Gaza vegetieren, in billigen Containern und in den Ruinen ihrer zerstörten Häuser. Gaza stirbt. Die traumatisierten Menschen haben längst die Hoffnung auf ein würdiges Leben verloren. Fünf Monate nach dem Krieg ist noch kein einziges Haus aufgebaut.“

Die traumatisierten Kinder haben es noch schwerer, wie z.B. Muntasser, 11 Jahre alt, vor dessen Augen sein Bruder beim Spielen von israelischen Raketen getötet wurde. Muntasser wollte sich umbringen. Die kleine Aisha, deren Mutter getötet wurde, sagt, sie will sterben, und dort werde sie ihre Mutter sehen. Der Krieg 2014 hat über 1.560 neue Waisenkinder geschaffen.

Das alles und noch viel mehr hat die „moralischste Armee“ unter Benjamin Netanyahu gemacht. Er hat keine Scham, der israelische Premier. Seine Kriegsverbrechen sind zur Zeit straffrei, aber nicht für immer.

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Video + Text - Die ergreifende Rede vom Bruder des getöteten Polizisten Ahmed – Le poignant discours du frère d’Ahmed, policier tué - Der Polizist Ahmed Merabet starb, weil er die Redaktion von Charlie Hebdo schützen wollte. Sein Bruder hielt eine ergreifende Rede, die wir für Sie übersetzt haben.

Bei dem Anschlag am Mittwoch auf die Redaktionsräume des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ war auch der muslimische Polizist Ahmed Merabet, der seit acht Jahren im Dienst war, ums Leben gekommen. Seine Familie trat nun nach der Tat in Paris vor die Kameras. Kritik übte die Familie an der Veröffentlichung des Videos, die die letzten Sekunden Ahmed Merabets zeigen. >>>

Ein Neuanfang ist nötig - auf allen Seiten - Heiko Flottau - Die Analysen des Terrorangriffes in Paris sind richtig, doch es fehlt ein Aspekt – die arabische Welt nimmt die USA und Europa vor allem als Kolonialmächte wahr.

In der Berliner Zeitung vom Samstag, dem 10 Januar, erklärt Mouhamad Khorchide, in Beirut geborener und in Münster lehrender Professor für islamische Religionspädagogik, Muslime ausserhalb Europas verbänden mit „dem Westen“ nicht so sehr den Hort von Demokratie und Menschenrechten, sondern Machtpolitik ohne Rücksicht auf Rechte und Werte anderer. „Solche Wahrnehmungen lassen sich mit Theologie allein nicht verändern", sagte Khorchede in dem Interview.

Ob die alle menschlichen Werte verachtenden Terroristen von Paris die Geschichte westlicher Machtpolitik, westlicher Interventionen im Nahen Osten also, im Einzelnen gekannt haben, ist mehr als zweifelhaft. Ihre Hintermänner aber indoktrinieren solche Verbrecher mit zwei Dingen: seit mehr als einem Jahrhundert hätten Europa und die USA die muslimische Welt nach ihren eigenen ökonomischen und politischen Interessen gestaltet. Und: um sich heute dagegen zu wehren gebe es nur ein Mittel, den, angeblich im Islam vorgeschriebenen, „Heiligen Krieg“, den Dschihad.

Tatsächlich ist die Liste westlicher Interventionen in die Geschicke des Mittleren und Nahen Ostens lang. >>>

Als der Mossad einen großen palästinensischen Karikaturisten in London ermordete - Erinnern wir uns! Der im Nahen Osten berühmte palästinensische Zeichner und Karikaturisten Naji al-Ali wurde am 22. Juli 1987 in London ermordet, in der Nähe der (Agentur der) kuweitischen Tageszeitung Al-Qabas, bei der er arbeitete. Arabischen Potentaten gegenüber war er respektlos, den Zionismus nannte er beim Namen und denunzierte die Korruption bestimmter palästinensischer Politiker. Ein professioneller Mörder jagte ihm eine Kugel in den Kopf und setzte seinen Weg in Ruhe fort ohne in Angst versetzt zu werden.

Die westliche Presse hat sich über diesen Angriff auf die Meinungsfreiheit nicht aufgeregt, wie dies heute nach dem Attentat [..] auf Charlie Hebdo der Fall ist. Zweierlei Gewichtung und zweierlei Maß?

Zehn Monate später nahm Scotland Yard einen gewissen Ismail Suwan fest, einen palästinensischen Studenten, der in die Organisation des Mordes verwickelt war. Im Verhör bekannt er, dass er vom Mossad rekrutiert worden war und seine Vorgesetzten ihn vom Mordprojekt informiert hatten.

Angesichts der Weigerung Israels sich zu dem Verbrechen zu äußern, ordnete Margaret Thatcher - britische Premierministerin - die Schließung der Funkstation (antenne) des Mossad in London - Palace Green - und die Ausweisung der beiden israelischen "Diplomaten" an. Obwohl MI5 - britischer Innen-Nachrichtendienst -die Identität des Mörders kannte - ein Agent von Kidon, Aktionsdienst des Mossad - wurde sie niemals öffentlich bekannt gemacht.

Die westliche Presse hat niemals Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, um den Mörder und jene, die die Befehle erteilt haben, zu ergreifen und vor Gericht zu stellen.

Der Mossad hat seine Aktivitäten in Großbritannien ruhig weiter geführt, aber ohne offiziellen Status.

Es musste bis 1998 gewartet werden, bis Ephraim Halevy, neu zum Kopf des Mossad ernannt, von Margaret Thatcher die Wiedereröffnung des Mossadbüros in London erhielt.

Man muss lesen: Le Livre de Handala, caricatures de Naji al-Ali, erschienen 2011 bei Ed. Scribest (140 unveröffentlichte und mit Erklärungen versehene Zeichnungen von Naji al-Ali).

In der Präsentation des "Livre de Handala" hat der französische Zeichner und Karikaturist Siné (im Juli 2008 vom damaligen Direktor Philippe Val aus Charlie Hebdo wegen antisemitischer Äußerungen entlassen), daran erinnert, dass der Zeichner "wegen Überzeugungen, die er mit seinen Zeichnungen und seine kleine Gestalt mit dem Namen Handala, wunderbar ausgedrückt hat", getötet wurde.

Handala, ein 10-jähriger ärmlicher palästinensischer Flüchtling ist in allen Zeichnungen von Naji al-Ali gegenwärtig, mit dem Rücken zur Welt, die sein Vok verraten hat.

Auszug aus dem Livre de Handala: Le Livre de Handala. Les dessins de résistance de Naji al-Ali... s.im Originaltext.
http://www.mondialisation.ca/quand-le-mossad-assassinait-a-londres-un-grand-caricaturiste-palestinien/5423977
Übersetzung: K. Nebauer

The real reason Bibi wants French Jews to move to Israel - Orly Noy - By calling on France’s Jews to move to Israel, Netanyahu is promoting a worldview in which there is no national conflict, no occupation and no Palestinian people. There are only Jews and radical Muslims.

The terror attacks in France have caused Netanyahu to, once again, conflate his role as prime minister with his imaginary role as supreme leader of the Jewish people, and call on the Jews of France to immigrate to Israel.

Strange. The leader of a country that is constantly in a state of war, and that every few years actually goes to war, is imploring France’s Jews to leave their country in the wake of two terrorist attacks (one of which was not directed at a Jewish target), and move to Israel. Even if we ignore the downright chutzpah of his demand vis-a-vis the French government (try imagining a leader of a Western state calling on Israelis to immigrate to his country because of the security situation in Israel), no one doubts that French Jewish immigrants will be in much greater danger living in Israel. >>>

13. 1. 2015

Niemand spricht von den Ursachen für den Hass
Nach den Anschlägen in Paris schlug die Stunde der Heuchler
Arn Strohmeyer

Der Anschlag auf die Redaktion des Satire-Magazins Charlie Hebdo war ein furchtbares Verbrechen, ein schrecklicher Mord an Unschuldigen. Er war auch ein Anschlag auf ein wichtiges Element der westlichen Kultur: auf die Presse- und Meinungsfreiheit, die ein hoher Wert ist und für die viele Generationen in Europa gekämpft haben. Dieses beste Erbe der Aufklärung zu schützen und zu bewahren, ist die Pflicht jedes denkenden Menschen. Ein Journalist schrieb dieser Tage: „Das zentrale Merkmal der Aufklärung ist, alles hinterfragen zu dürfen. Das Licht der Vernunft soll in jeden Winkel scheinen, um Unterdrückung, Aberglauben, Intoleranz und Vorurteile zu überwinden. Und das stört all jene, die manchen Bereich lieber im Dunkeln lassen wollen.“ Charlie Hebdo hat die aufklärerische Freiheit bis zur Blasphemie ausgereizt und dabei niemanden geschont – weder Christen, Muslime und Juden. Das ist oft vielleicht bitter, aber man muss es ertragen. Die Freiheit des Wortes und des Bildes sind der höhere Wert.

Wenn man dann aber die Fotos von dem großen Protestzug am Sonntag in Paris sieht, wo da in der ersten Reihe viele Lenker bedeutender Staaten für Solidarität, Toleranz, Rechtstaatlichkeit, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung – mit einem Wort für die sogenannten Werte der westlichen Staatengemeinschaft – und gegen den Hass demonstrierten, musste man sich doch verwundert die Augen reiben. Denn sind nicht viele von den Damen und Herren in der ersten Reihe der großen Demonstration für den Hass mitverantwortlich, gegen den sie da protestieren? Ist es nicht die Politik des Westens insgesamt – der USA und Europas – , die durch ihre Jahrzehnte langen politischen und militärischen Interventionen die nah- und mittelöstliche Region erst ins Chaos gestürzt und damit den Hass gesät hat, der heute als „Fluch der bösen Tat“ (Peter Scholl-Latour) auf ihre Verursacher zurückschlägt?

Man muss diese Sätze von Jürgen Todenhöfer in Erinnerung rufen: „Nicht ein einziges Mal in den letzten zweihundert Jahren hat ein muslimisches Land den Westen angegriffen. Die europäischen Großmächte und die USA waren immer Aggressoren, nie Angegriffene.  >>>
                      
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Je ne suis pas Charlie Hebdo: Je suis Ahmed!
Dr. Ludwig Watzal

 Marschieren nicht bis auf Bush und Blair die Verursacher des Terrors gegen den Islam in der ersten Reihe? - Die Ermordung der Redaktionsmitglieder der Satirezeitschrift "Charlie Hebdo", der Polizisten und der Geiseln im jüdischen Supermarkt in Paris war ein grauenvolles Verbrechen. Die Massendemonstration gegen diese Terroranschläge in Paris war dagegen Ausdruck einer Betroffenheitskultur und hatte nur am Rande mit Pressefreiheit zu tun, denn dafür stand die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" nicht.

In diesem Trauermarsch, der von den Verursachern dieser Malaise angeführt worden ist, haben nur noch George W. Bush und Tony Blair gefehlt. Nikolas Sarkozy, der auf Geheiß eines kriegslüsternen französischen Philosophie-Professors, den Überfall auf Libyen angeordnet hatte, drängte sich doch tatsächlich von der dritten in die erste Reihe. Wollte er seinem israelischen Bruder im Geiste näher sein, der laut israelischen Medienberichten gar nicht eingeladen worden war? Er kam in Begleitung seiner rechtsextremen Kabinettsmitglieder Lieberman und Bennett. Netanyahu hörte auch gar nicht auf, seinen Fans zuzuwinken. Es schien, als befände er sich auf Wahlkampftour. Folglich musste auch der Repräsentant der Palästinenser, Präsident Abbas, in der ersten Reihe mit marschieren. Die Frage, warum Obama nicht mit marschiert ist, ist müßig. Waren nicht alle relevanten Akteure gegen den Islam präsent?

"Charlie Hebdo" trägt als Untertitel "Journal Irresponsable", und dies zu Recht. Ebenso unverantwortlich hat sich auch der Chefredakteur gegenüber seiner Umwelt verhalten, als er schrieb: "Ich habe keine Angst vor Repressalien. Ich habe keine Kinder, keine Frau, kein Auto, keine Schulden. Das klingt jetzt sicherlich ein bisschen schwülstig, aber ich sterbe lieber aufrecht, als auf Knien zu leben." Nein, diese intellektuelle Verworrenheit ist nicht "schwülstig", sie ist schlicht verantwortungslos. Als politische Monade kann man solch einen politischen Unfug äußern, aber nicht wenn man Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern und der Öffentlichkeit trägt.
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Israel- Ultraorthodoxe Zeitung radiert Merkel aus Pariser Trauerfoto >>>

Trauermarsch in Paris: Netanyahu soll sich selbst eingeladen haben - Nicolas Sarkozy? Stand nicht da, wo er sollte. Barack Obama? War gar nicht da. Und Benjamin Netanyahu? War bei der Trauerfeier in Paris sehr präsent - hätte aber eigentlich zu Hause bleiben sollen.

Es war ein denkwürdiger Sonntag in Paris - in vielerlei Hinsicht. Wegen der überwältigenden Beteiligung an der Trauerfeier und dem Gedenkmarsch für die Opfer der "Charlie Hebdo"-Morde. Wegen der beeindruckenden Bilder von mehr als 40 Staats- und Regierungschefs, Arm in Arm gegen den Terrorismus. Aber auch wegen einer ganzen Serie von protokollarischen Verfehlungen rund um die Feier. Zunächst kam US-Präsident Barack Obama gar nicht nach Paris - und sorgte damit in der Heimat für Irritation. Dann fiel auf, dass sich Frankreichs Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy bei dem Marsch in die erste Reihe gemogelt hatte. Dort hatte er eigentlich nichts verloren.

Und jetzt gibt es auch noch Diskussionen um Benjamin Netanyahu. Israels Ministerpräsident soll sich gegen den Willen der französischen Regierung selbst zum großen Trauermarsch für die Opfer der Anschläge von Paris eingeladen haben. Dies berichten übereinstimmend mehrere israelische Medien. >>>

 

Ungebetener Gast - Israelischer Wahlkampf in Paris - Knut Mellenthin - Er erwarte von den Führern der Welt, dass sie den Terror auch bekämpfen, »wenn er sich gegen Israel und die Juden richtet«, verlangte Premier Benjamin Netanjahu am Sonntag in der französischen Hauptstadt. Das ist auf den ersten Blick ein überflüssiges Ansinnen, da dies seitens der meisten Regierungen und des UN-Sicherheitsrats ohnehin bei jedem Anlass bekräftigt wird. Auch bei der Massendemonstration in Paris am Sonntag ging es, neben anderen Opfern, um ermordete Juden.

Was Netanjahu wirklich meinte, war: Israel will mehr Unterstützung für seine Kriegführung in Gaza, die keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung nimmt. Und Israel will die Europäer davon abbringen, einen Palästinenserstaat anzuerkennen. Dafür nutzt der israelische Regierungschef jede sich bietende Gelegenheit. Gleichzeitig appellierte Netanjahu an die ungefähr 600.000 französischen Juden, dass ihre »wahre Heimat« Israel sei. >>>

 

Bibi’s Insult to France - Richard Silverstein - Haaretz reports the astonishing news that Francois Hollande, France’s president, asked both Israel and Palestine not to send representatives to today’s march in memory of the Charlie Hebdo and Jewish terror victims. The French wished to confine the march and political discussion surrounding the terror attacks to the victims and the suffering nation. They wanted to avoid having the complicating issues of the Israeli-Palestine conflict muddy the waters.

Hollande was also reacting to Netanyahu’s previous act of bad faith after the Toulouse terror attack, when he joined the funeral service and publicly called for French Jews to leave for Israel before it was too late. Political leaders don’t forget when foreigners insult their nation, nor did Hollande.

At first, both Netanyahu and Abbas agreed to the request. But then Avigdor Lieberman and Naftali Bennett, both in high election campaign mode, announced that they would attend the rally. This left Netanyahu, at least in his view, with no choice but to defy the French request and insist on attending. Naturally, the French were unhappy >>>
           

In Solidarity With a Free Press: Some More Blasphemous Cartoons - Glenn Greenwald - Defending free speech and free press rights, which typically means defending the right to disseminate the very ideas society finds most repellent, has been one of my principal passions for the last 20 years: previously as a lawyer and now as a journalist. So I consider it positive when large numbers of people loudly invoke this principle, as has been happening over the last 48 hours in response to the horrific attack on Charlie Hebdo in Paris.

Usually, defending free speech rights is much more of a lonely task. For instance, the day before the Paris murders, I wrote an article about multiple cases where Muslims are being prosecuted and even imprisoned by western governments for their online political speech – assaults that have provoked relatively little protest, including from those free speech champions who have been so vocal this week.

I’ve previously covered cases where Muslims were imprisoned for many years in the U.S. for things like translating and posting “extremist” videos to the internet, writing scholarly articles in defense of Palestinian groups and expressing harsh criticism of Israel, and even including a Hezbollah channel in a cable package. That’s all well beyond the numerous cases of jobs being lost or careers destroyed for expressing criticism of Israel or (much more dangerously and rarely) Judaism. I’m hoping this week’s celebration of free speech values will generate widespread opposition to all of these long-standing and growing infringements of core political rights in the west, not just some. >>>

Die gestrige Manifestation von Paris wird, so eindrucksvoll sie auch war, die Möglichkeit zur Sozial- und Medienkritik um Jahre zurückwerfen -  Albrecht Müller - (...) 1.Die westliche Politik nutzt das Verbrechen, um ideologisch aufzurüsten: die Morde waren ein Anschlag auf unsere „Werte“, auf die Freiheit und insbesondere auf die Pressefreiheit, auf die Demokratie. – Damit wird vergessen gemacht, wie wertlos, wie wenig orientiert an Grundwerten der Menschlichkeit und Brüderlichkeit die Politik geworden ist. Es wird vergessen gemacht, dass es die vielbeschworene Wertegemeinschaft gar nicht gibt. Wo ist denn die Brüderlichkeit bei der Übertragung der sogenannten Reformpolitik auf Griechenland und andere Länder? Wo ist denn die Brüderlichkeit im Umgang mit den Menschen in Staaten, die der Westen destabilisiert hat? Wo ist denn die Gerechtigkeit geblieben? Und wo ist die Freiheit in Guantanamo geblieben? Und an vielen anderen Orten der Welt?

2.Die Überschriften und Botschaften lauten wie gestern in der Tagesschau/Tagesthemen: „Gemeinsam gegen den Terror“, „Die Welt rückt zusammen“; in meiner Zeitung: „Europa vereint gegen den Terror“. Was bleibt als Hauptbotschaft bei solchen Schlagzeilen und den entsprechenden Berichten über: „Wir sind die Guten“. – Merken die Bewunderer der großen Solidarität von gestern nicht, dass hier zugleich die Sauce des Einvernehmens über die überall sichtbare Ungerechtigkeit und über Gängelung und Überwachung und auch über die gängige Korruption im Westen gekippt wird?

3.Sowohl in der Übernahme des Sprachgebrauchs – „Terror“ – als auch in auffallend oft hinterlassenen Bemerkungen zur angeblichen Notwendigkeit besserer Kooperation mit den USA und im Westen insgesamt muss doch klar werden, dass diese schrecklichen Ereignisse von Paris benutzt werden, den Schulterschluss zwischen den USA und Europa fester zu machen und überall >>>
 

12. 1. 2015

Trauermarsch in Paris - 11. 1. 2015 - Terroristen schleichen sich in Antiterror-Demos ein. Das ist nicht der Kampf gegen Terror, den ich mir erwarte. Sorry, wenn ich die eindrucksvolle Würde der Kundgebungen störe, aber das muss einfach gesagt werden. Der Kampf gegen Terror muss sich gegen alle Arten und nationale und religiöse Herkunft der Täter richten. - Fritz Edlinger - Quelle facebook

 

Palästinensische Demos für Terroropfer - „Palästina mit Frankreich solidarisch“ - Fatah und PLO bekunden ihre Anteilnahme für die Opfer und demonstrieren gegen Fundamentalismus. Auch die Hamas verurteilt die Anschläge in Paris. -Mit Kundgebungen haben Palästinenser im Westjordanland ihre Abscheu gegen die Anschlagsserie in Paris zum Ausdruck gebracht. In Ramallah nahmen am Sonntag auf Einladung der PLO und der Fatah-Partei von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas auch viele Politiker   >>>

 

Presseschau zum Anschlag auf Charlie Hebdo: “Frankreich im Krieg” - Von Bodo Straub, Susanne Kaiser, Amina Nolte und GastautorIn - Der Anschlag auf Charlie Hebdo hat auch im Nahen Osten Bestürzung hervorgerufen. Politiker und Journalisten drücken ihre Solidarität mit den Opfern aus – und stellen den Angriff in Zusammenhang mit dem islamistischen Terror in der Region. Auch „Pegida“ kommt zur Sprache. Presseschau von Susanne Kaiser, Amina Nolte, Friedrich Schulze und Bodo Straub. >>>

 

»Ich bin Ahmed« - Emran Feroz - Nach dem Anschlag und den Geiselnahmen in Frankreich wächst der Druck auf Muslime - Nicht erst seit den Geschehnissen in Paris stehen Muslime unter Generalverdacht. Doch seitdem hat sich die Situation wieder verschärft. - Nach dem fürchterlichen Anschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins »Charlie Hebdo« befinden sich auch die Muslime in Europa, als dessen Teil sie immer noch nicht betrachtet werden, im Ausnahmezustand. Schon wenige Minuten nach Bekanntwerden des Massakers – zu einem Zeitpunkt, an dem Fakten, Motive und Hintergründe der Tat weitgehend unbekannt waren – entlud sich der blanke Hass ein weiteres Mal auf jene Minderheit, die nicht erst seit Pegida und Co., sondern seit Jahren in die Ecke gedrängt wird. >>>

 

France Bans Pro-Palestine Demonstrations - Anyone who breaks the ban faces a year in prison and a 15,000 euro fine. - Pro-Palestinian demonstrators holding banners and chanting slogans walk in Paris, Saturday, July 19, 2014, to protest against the Israeli army’s shellings in the Gaza strip.

MailOnline US - news, sport, celebrity, science and health stories France’s Socialist government provoked outrage today by becoming the first in the world to ban protests against Israeli action in Palestine. In what is viewed as an outrageous attack on democracy, Socialist Interior Minister Bernard Cazeneuve said mass demonstrations planned for the weekend should be halted.

Mr Cazeneuve said there was a ‘threat to public order’, while opponents said he was ‘criminalising’ popular support of the Palestinian people. But Mr Cazeneuve fears there might be a repeat of the fights between ‘ultra’ Jewish vigilantes and pro-Palestinians which happened after a demonstration last Sunday. Referring to the main Paris march, Mr Cazeneuve said: ‘I consider that the conditions are not right to guarantee security.’ >>>

 

No to Netanyahu at Charlie rally! - Michel Warschawski - All the Israeli right will be represented at the manifestation of solidarity with Charlie Hebdo. I can only repeat what I've already written: it is imperative to reject the united front of Charlie and to put borders, as airtight as possible, between our camp and all who come to interfere and pollute with their racist clash of civilizations discourse, most of the values defended by Charlie.

In these days I protest against the sacred union in solidarity with Charlie Hebdo, bringing together right and left in an unanimously made hypocrisy and manipulation. The victims, I have no doubt, would have vomited in their drawings and texts at the presence of those they had constantly denounced.

The presence of "world leaders" at the Paris rally scheduled for today, Sunday, January 11, is a true violation of the victims of the massacre of Charlie's editorial team. This morning, reading the newspaper, I too, wanted to vomit: Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu decided to come to Paris and join a demonstration of solidarity. >>>

 

Muslim supermarket worker Lassana Bathily saved six shoppers lives. - Rachel Cadars - While a radical Islamist was carrying out a shooting spree and taking hostages at a kosher supermarket in a Paris suburb on Friday, another Muslim, Lassana Bathily from Mali, who worked at the store, was saving the lives of shoppers and helping them hide in a supermarket freezer >>>

11. 1. 2015
 

Sind wir alle »Charlie Hebdo«? - Das Attentat auf die Journalisten von „Charlie Hebdo“ war ein grauenhaftes Verbrechen. Doch die Antwort darauf ist keine Bewegung für das Recht auf rassistische Karikaturen, meint Hans Krause.

Maskierte Männer mit Gewehren stürmen die Redaktion und ermorden insgesamt zwölf Menschen. Die meisten davon Journalisten und Zeichner der traditionsreichen linken Satirezeitschrift »Charlie Hebdo«.

Journalisten machen sich oft keine Freunde, werden scharf kritisiert, beleidigt und manchmal sogar angegriffen. Aber ein Attentat, dass eine halbe Redaktion buchstäblich auslöscht ist eine neue Qualität der Gewalt und durch nichts zu rechtfertigen.

Viele spekulieren jetzt, ob die Mörder muslimische Dschihadisten oder Terroristen waren oder Kämpfer für den Krieg im Irak angeworben haben. Doch über die etwa vier Millionen Muslime in Frankreich, die dort seit Jahren für alles Übel dieser Welt verantwortlich gemacht werden, sprechen nur wenige. Dabei sind sie es, die von der zunehmenden Armut im Land am meisten betroffen sind. Mittlerweile sind 140.000 Menschen in Frankreich obdachlos, doppelt so viele wie noch im Jahr 2001. Ein Viertel von ihnen ist berufstätig, verdient aber so wenig, dass es nicht für Miete reicht. 

Ein Franzose mit heller Haut und französischem Namen wird bei gleicher Qualifikation zweieinhalb Mal so oft zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, wie jemand mit arabischem Namen. . >>>

 

«Die Muslime haben keine Antwort auf den Radikalismus» - Stefan von Bergen - Am Tag nach dem Anschlag in Paris sprach der muslimische Psychologe und Jugendarbeiter Ahmad Mansour in Bern vor dreihundert Schülern Klartext. Er verortet die Muslime zwischen Radikalismus und Opferrolle.

Herr Mansour, Sie sind Muslim und kritisieren den Islam. Was kritisieren Sie genau?
- Ahmad Mansour: Ich kritisiere nicht den Islam an sich, sondern problematische Inhalte dieser Religion. Ich versuche zu differenzieren. Der Islam, den meine Mutter lebt, ist nicht der Islam der IS-Terroristen, der Muslimbrüder oder der politischen Verbände, die in Europa die Muslime vertreten wollen. Was ich problematisch finde, sind religiöse Inhalte wie die Angstpädagogik. Dass also Kinder mit einem Gott aufwachsen, der mit Himmel, Hölle und Strafe droht und keine Zweifel an seinem Wort im Koran zulässt. Ich kritisiere, dass die Sexualität tabuisiert und als Sünde betrachtet wird. Dass Jugendliche nicht frei entscheiden können. Ich kritisiere einen buchstabengetreuen Glauben. Das sind Religionsinhalte, die wir in einer demokratischen Gesellschaft nicht akzeptieren dürfen. >>>

 

Das wird man doch wohl noch zeichnen dürfen! - Harald Neuber - Das Satireblatt Charlie Hebdo ist kein Vorbild für Meinungsfreiheit. Und die demonstrativ zur Schau gestellte Solidarität mit den toten Journalisten ist heuchlerisch

Die blutige Attacke auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift Charlie Hebdo könnte für Europa ein Fanal im Antiterrorkampf werden wie dies der 11. September 2001 für die USA ist. Darauf deuten sowohl die Brutalität des Überfalls hin, bei dem die Angreifer zehn Journalisten und zwei Polizisten ermordeten, als auch die Reaktionen in Frankreich und anderen EU-Mitgliedsstaaten. Frankreichs Präsident François Hollande sprach umgehend von einem Terrorangriff, europäische Amtskollegen verteidigten in ihren Kondolenzbotschaften "westliche Werte". Es ist müßig, festzustellen, dass keine Zeichnung und kein journalistischer Beitrag Mord rechtfertigt. Allerdings hilft der phrasenartige Sermon, der jetzt von Politik und Medien kommt, nicht weiter, um das Geschehen in allen Dimensionen zu erfassen.

Es ist derzeit kaum möglich, eine notwendige Trennlinie zwischen der Solidarität mit den Opfern und ihren Familien auf der einen Seite sowie einer gebotenen kritischen Auseinandersetzung mit ihrer redaktionellen Arbeit andererseits zu ziehen. Hier ein Versuch. >>>

 

Prophet Muhammad: Perfektes Objekt für die "Parodia sacra" - Gudrun Harrer - Laut dem strengen salafistischen Islam dürfte er nicht verehrt werden. Aber da er der "perfekte Mensch " war, darf man ihn auch nicht beleidigen. Gelacht wird über Religion trotzdem in der islamischen Welt

Vor wenigen Tagen hat der Großmufti von Saudi-Arabien, ein direkter Nachkomme von Muhammad Ibn Abdulwahhab (nach dem die Bezeichnung Wahhabismus abgeleitet ist), die Feiern anlässlich des Geburtstags des Propheten Muhammad als häretischen Aberglauben verdammt. Verehren darf man ihn also nicht, den islamischen Propheten - der Volksislam tut das natürlich trotzdem -, denn der Koran spricht ihm ausdrücklich jede übernatürliche Fähigkeit ab. Aber wenn man sich über ihn lustig macht, so ist das eine tiefe Kränkung. Der Widerspruch ist für Nichtmuslime schwer aufzulösen. >>>

 

J'ai été dupé - Markus Kompa - Wir brauchen 0,006% mehr Sicherheit für religionskritische Satiriker - Die Schüsse von Paris waren noch nicht verhallt, als das Wetteifern um die politische Vereinnahmung der bestialischen Morde einsetzte. #JeSuisCharlie ist inzwischen auf Twitter der erfolgreichste Hashtag aller Zeiten. Die Redaktionen großer Medienhäuser posierten konform mit "Je suis Charlie"-Schildern - die gleichen Redaktionen, die nicht über die querulanten Klagen der bellizistischen ZEIT-Edelfedern gegen Satiriker berichtet hatten, trotz großem Publikumsinteresse.

Nicht so attraktiv war offenbar auch der Hashtag #JeSuisAhmed über den eiskalt ermordeten Polizisten, der die Leute beschützen musste, die seine Religion beleidigten. Während die deutschen Medien demonstrativ die Islam-kritischen Karrikaturen von Charlie Hebdo druckten, ist nicht zu erwarten, dass auch jene Charlie Hebdo-Bilder auf deutschen Titelseiten erscheinen, die als antisemitisch gedeutet werden könnten. In den angeblich so meinungsfreien USA wäre ein Blatt wie Charlie Hebdo wegen der dortigen Sensibilität gegenüber Hate Speech sogar sofort gesellschaftlich geächtet worden. Aber das sind Feinheiten ... >>>

10. 1. 2015
 



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Sie bezeichnen den Anschlag in Paris als einen Angriff auf die Pressefreiheit.
WAS IST MIT DER PRESSEFREIHEIT IN PALÄSTINA

Journalists who have been killed by the IDF while working in Gaza'14:

1. Hamid Abdullah Shehab – “Media 24″company.
2. Najla Mahmoud Haj – media activist.
3 K...
halid Hamad – the “Kontnao” Media Production company.
4. Ziad Abdul Rahman Abu Hin – al-Ketab satellite channel.
5. Ezzat Duheir – Prisoners Radio.
6. Bahauddin Gharib – Palestine TV.
7 Ahed Zaqqout – veteran sports journalist.
8 Ryan Rami – Palestinian Media Network.
9 Sameh Al-Arian – Al-Aqsa TV.
10 Mohammed Daher – Editor in al-Resala paper.
11. Abdullah Vhjan – sports journalist.
12 journalist Khaled Hamada Mqat- Director of Saja news website.
13. freelance journalist Shadi Hamdi Ayyad.
14 photojournalist Mohammed Nur al-Din al-Dairi – works in the Palestinian Network.
15. journalist Ali Abu Afesh – Doha Center for Media.
16 Italian journalist Simone Camille – photographer in the Associated Press.
17. Abdullah fadel Murtaja.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Media obsesses over ‘free speech’ in Charlie Hebdo case while ignoring Israeli targeting of journalists - Ben Norton - The story of the January 7 2015 storming of the offices of Charlie Hebdo, a satirical French publication with a history of racist, anti-Muslim caricatures, has inundated the Western media. The attack, leaving at least 12 dead, has been touted as a “free speech” issue by the first government in the world to ban pro-Palestinian demonstrations. (This framing has distorted the fact that it was torture at Abu Ghraib and the US war on Iraq that left 100,000s of civilians dead that radicalized the impoverished shooters, sons of émigrés from Algeria, a country that was a French colony until the end of a bloody war of independence in 1962.)

Although the shooting is indeed a tragedy, it has greatly overshadowed equally tragic recent attacks on journalists. In its November 2012 attack on Gaza, “Operation Pillar of Defense,” the Israeli government admitted that it was targeting journalists. This trend was revisited only months ago in Israel’s summer 2014 assault, “Operation Protective Edge,” an incursion that left 2,310 dead—over 1,500 of whom were civilians, including at least 500 children—and 10,626 wounded. >>>

9. 1. 2015
 

WEIL ES UNS AUCH BERÜHRT

Wunderbare Leute - Reaktionen: Mit denen, die am Mittwoch die amtliche Trauer zelebrierten, hatten die Redakteure des Charlie Hebdo nichts gemein - Hansgeorg Hermann - Mit denen, die am Mittwoch die amtliche Trauer zelebrierten, hatten die Redakteure und Zeichner des Charlie Hebdo rein gar nichts gemein. Regierende und Opposition, die Politikerkaste des von Eliteschulen und den Bedürfnissen der herrschenden Bourgeoisie geprägten repräsentativen Frankreich waren bevorzugtes Ziel dieses einzigartigen Satiremagazins. Der Altrechte Charles Pasqua lenkte die Aufmerksamkeit daher noch am Tag des Massakers auf das, was ihn und seinesgleichen – die Führerin des rechtsradikalen Front National, Marine Le Pen, etwa oder den rechtslastigen Expräsidenten Nicolas Sarkozy – nach dem blutigen Attentat wirklich umtreibt: Wie man es für Stimmungsmache ausschlachten kann, und wie man erneut beweisen könnte, dass der Islam das Abendland bedroht. Charb, Cabu, Altmeister Wolinski und der Sarkozy-Experte Tignous waren für ihre auf der »Place de la République« trauernden Freunde »wunderbare Leute«. Sie waren die Besten ihres Fachs und unersetzlich. Doch sie waren nicht nur das. Sie waren vor allem unerbittliche Chronisten des politisch-gesellschaftlichen Lebens der 5. Republik, sie produzierten im Charlie Hebdo das allwöchentliche »Theater für Staatsfeinde« >>>


 

Charlie Hebdo: Who is to Blame? - Dr. Ludwig Watzal -  Two Muslim killers wiped out the whole editorial team of the satirical weekly "Charlie Hebdo" at noontime in Paris on Wednesday, January 7, 2015. This cold-blooded murder is an indefensible crime. The killers were said to claim that they have "avenged the Prophet Mohammad". And that they have shouted "Allahu Akbar", the usual war cry also of fake Islamist terrorists. Have they committed their heinous crime in the name or in defense of Islam? Charlie Hebdo has a long history of angering Muslims with cartoons, but it caricatured also all religions. Western politicians designated the event as an attack on freedom of press and freedom of speech, or on all of us. French President Francois Hollande declared that France will not be intimidated and would not give up its freedom. Was the satirical magazine really a guardian of freedom of press or just a so-called critical magazine, which justified the US-led aggressions in the Muslim world in the name of human rights? Minutes before the attack, the magazine had tweeted a cartoon about the leader of the Islamic State. >>>


 

Getötete "Charlie Hebdo"-Karikaturisten: Vier spitze Federn - Moritz Piehler - Vier der bekanntesten Cartoonisten Frankreichs kamen bei dem Anschlag auf "Charlie Hebdo" ums Leben: Cabu, Tignous, Charb und Wolinski. Die Künstler hinterlassen ein Werk, das weit über Mohammed-Karikaturen hinausgeht. >>>
 

Presseerklärung IMV - Institut für Medienverantwortung - www.medienverantwortung.de - Charlie Hebdo – ein Symbol für Missverständnis und Polarisierung - Während die Familien der 12 Ermordeten vom 7.01.2015 in Paris noch kaum begriffen haben dürften, welches Schicksal sie getroffen hat, ist die Untat medial bereits endgültig in die vorhandenen Frames einsortiert. Exemplarisch schreibt Die Berliner Zeitung von heute: „Das Massaker von Paris ist Rache für satirische Zeichnungen, in denen die Täter eine Verunglimpfung ihres Propheten sehen.“

Woher wissen die Redakteure das? Aus den Ausrufen, die die Killer während des Angriffs gemacht haben sollen? Könnte nicht jeder so etwas rufen? Oder wissen sie es durch den glücklichen Fund des Personalausweises eines Verdächtigen, den er aller sonstigen Professionalität zum Trotz in einem der Fluchtautos verloren haben soll? Er weist einen arabischen Namen auf. Ist damit bereits alles erklärt?

Und wenn die Mörder tatsächlich fanatische Islamisten gewesen sind, wieso geht dann fast niemand der kommentierenden Politiker und Medienvertreter davon aus, dass die Muslime ebenso empört über die Tat sind, wie alle anderen auch? Merkt man nicht, dass man sie durch die Interpretationen und Forderungen, die jetzt ebenso vorschnell in den Raum geworfen werden wie die Schlussfolgerungen aus der Tat, aus der Gesellschaft ausgliedert?

Wichtige andere Hinweise und Fragen sucht man bisher in der Berichterstattung weitestgehend vergeblich: Warum hatte die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo trotz mehrfacher Anschläge keinen Gebäudeschutz mit mehreren Polizisten, sondern nur Personenschutz für den Chefredakteur? Woher wussten die Attentäter, dass genau zu dem Zeitpunkt die wöchentliche Redaktionssitzung stattfand, bei der ausnahmsweise viele Mitarbeiter da sind? Was bedeutet es, dass diese Tat ganz offensichtlich lange geplant war?

Wer auch immer die Terroristen waren und welche Motive sie genau verfolgten, die beobachtbaren Reflexe der Zuweisung von Unterstellungen und Ängsten haben bereits einen wesentlichen Effekt erzielt: Spaltung und Polarisierung. Weitere Radikalisierung und Eskalationen auf allen Seiten sind daher zu erwarten. Die „Lügenpresse“-Rufer von gestern feiern nun bereits die Meinungs- und Pressefreiheit als nützlicher Gegenpol zu Islam und Muslimen.

Europa geriert sich als Hort der Freiheit, als ob aktuell etwa nicht weltweit die Medienfreiheit verteidigt werden muss. Im letzten Jahr starben viele Journalisten bei der Arbeit, wie Reporter ohne Grenzen regelmäßig veröffentlicht. Die einen Toten sind nicht weniger wert als die anderen.

Umso wichtiger ist es nun, dass unsere Medien als Vierte Gewalt nicht vorschnell urteilen und weiter Stereotype bedienen, sondern eine konsequente Rechtsstaatlichkeit einfordern. Sowohl die Verbrechen von Paris müssen rechtsstaatlich verfolgt werden, als auch die Verhetzung Muslimen gegenüber. Nur bei konsequentem Eintreten gegen den Missbrauch der Meinungsfreiheit, die üble Nachrede und Volksverhetzung aus historischen Gründen nicht mit einschließt, ist eine weitere Polarisierung und Radikalisierung auf allen Seiten zu verhindern. Wer hier relativiert, arbeitet den falschen Kräften zu.

Charlie Hebdo als linke Satirezeitschrift hat zwar immer provoziert, aber konsequent gegen alle und jeden polemisiert – das ist in jedem Fall zu verteidigen. Darum ist sie mit der einseitig ausgerichteten Jyllands Posten auch nicht im gleichen Kontext zu sehen. Dass nun alle möglichen Zeitungen religionskritische Karikaturen nachdrucken, mag als Akt der Verzweiflung in diesem schweren Moment durchgehen. Dass man dadurch geopolitische und weitere möglicherweise relevantere Aspekte weltweit ausblendet, sollte langfristig korrigiert werden. Dazu bedarf es besonnener Analysen, die jenseits von Apologismen wieder Raum und Recht gewinnen müssen. Mit freundlichen Grüßen Dr. Sabine Schiffer
Institutsleitung

 

Gegen jeden Terror - In dem Maße, wie wir die Opfer in Paris beklagen, dürfen wir nicht verkennen, in welch erschreckendem Umfang wir zu Massenmorden rund um den Globus beitragen - Willy Wimmer - Die Französische Republik muss um ihrer selbst willen das fürchterliche Kapitalverbrechen in Paris so schnell es geht aufklären und ahnden. Es muss für alle Nachbarn und jeden Partner der Französischen Republik klar sein, Paris dabei jede Hilfe zuteil werden zu lassen, die diesen Zielen dient. Dabei sollte jeder Versuch unternommen werden, die gegenwärtige Spaltung Europas nicht auf dem Rücken der Opfer von Paris auszutragen und die notwendige Zusammenarbeit sowohl mit der Russischen Föderation als auch der Ukraine zu suchen und sie in die internationale Kooperation gleichberechtigt einzubinden. Die engsten Partner der Französischen Republik sind die Staaten der Europäischen Union. Neben Paris wird es von ihnen abhängen, wie eine öffentliche Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse erfolgen kann >>>

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